Summer School on Human Rights 2015, Hagaberg, Schweden

Von 25. bis 29. Mai 2015 veranstaltete die Kommission für Kirche und Gesellschaft der KEK (Konferenz Europäischer Kirchen) in Hagaberg, Schweden die Summer School on Human Rights (Sommerschule zu Menschenrechten). Victoria Benz aus Österreich nahm an der internationalen ökumenischen Veranstaltung teil und berichtet:

Ein koreanischer Theologiestudent, ein schwedischer Gefängnispriester, eine in Ungarn lebende mongolische Politikstudentin, ein orthodoxer Priester geboren in Griechenland, aufgewachsen in Deutschland, wohnhaft in Brüssel, ein Pfarrer aus Liechtenstein, zwei spanische Protestantinnen, eine russiche Anwältin, ein altkatholischer Priester aus Deutschland … Die Teilnehmer an der diesjährigen Summer School on Human Rights in Hagaberg, 40km südlich von Stockholm, bildeten eine kunterbunte Gruppe sämtlicher in Europa vorkommender Nationalitäten und Konfessionen.

Doch so unterschiedlich Herkunft und Traditionen auch gewesen sein mögen, bei einem Punkt waren sich alle einig: Eine der wichtigsten Aufgaben der Ökumene ist es, Menschenrechte zu schützen und ihre Umsetzung zu fördern.

Deshalb beschäftigten wir uns eine Woche lang Tag für Tag (und Schwedens Frühsommertage sind lang) mit verschiedensten Fragestellungen rund um das Thema Menschenrechte. Besonders Wert gelegt wurde auf die Möglichkeiten, die sich für jeden einzelnen von uns, aber auch für die Gemeinden und die Ökumene bieten, diese Grundsätze im Alltag zu realisieren. Gastredner präsentierten ihre vielschichtige Arbeit in den verschiedensten Menschenrechtsorganisationen – von der Diakonie bis hin zur UNO.

Eine extra aus Rumänien angereiste Trainerin bereitete in stundenlanger Arbeit mit einem Teil der Gruppe ein sogenanntes theatre of the oppressed – also ein Theaterstück der Unterdrückten – zum Thema Frauenrechte vor. Sinn der Übung ist es, eine menschenrechtswidrige Situation schauspielerisch darzustellen und das Publikum diese beim zweiten Durchgang interaktiv verändern zu lassen, sodass der Ausgang für alle Beteiligten ein positiver ist. Dieser Ansatz hat mich sehr beeindruckt, da ich denke, dass er sich bei vielen Konfliktsituationen oder Fragestellungen speziell in kleinen Gemeinden anwenden lassen würde.

Auch die Lage der Roma und Sinti in Europa wurde thematisiert und mit einem Ausflug zu einer Ausstellung namens We are Roma im Zentrum von Stockholm abgerundet. Dort wurden wir von einer Dame, die selbst in einer Roma Familie aufwuchs, durch die Räume und die zu Papier gebrachten Lebensgeschichten verschiedener Roma geführt. Auch von ihren ganz persönlichen Problemen im Alltag berichtete sie uns sehr offen.

Eine zweite Minderheit auf die großes Augenmerk gerichtet wurde waren die Samen, die ursprünglichen Bewohner Schwedens, die noch heute mit starker Stigmatisierung und Unterdrückung zu kämpfen haben. Besonders stark in Erinnerung bleiben wird mir auch der Nachmittag, den wir im Rathaus von Södertälje, der kleinen Stadt in der sich das Konferenzzentrum befand, verbrachten und mehr über ihre Flüchtlingspolitik erfuhren. Allein Södertälje, eine Stadt mit 80.000 Einwohnern nahm nach dem Irakkrieg mehr Flüchtlinge auf als die gesamten Vereinigten Staaten und Kanada zusammen. Momentan bietet die Grundschule wöchentliche Einstiegsmöglichkeiten für syrische Kinder, Schwedischkurse sind gratis, in der Kirche werden sowohl katholische, orthodoxe, koptische, evangelische und muslimische Gottesdienste gefeiert – einmal im Monat alle gemeinsam.

Natürlich hat auch dieses vorbildhafte Städtchen mit verschiedensten Problemen zu kämpfen, aber ich denke, dass gerade wir in Österreich uns auf jeden Fall ein riesengroßes Stück abschneiden können.

Alles in allem habe ich eine wahnsinnig spannende und lehrreiche Woche in Schweden verbracht, deren Inhalte ich hoffentlich für lange Zeit in Erinnerung behalten werde.